sexueller Missbrauch und Hypnose

 

Mittlerweile in einer neuen Volunteer Stelle angekommen, hatte ich heute ein interessantes Gespräch mit 2 anderen Volunteers. Eine davon ist eine Reiki-Meisterin und die andere eine Psychologin und ich, die Hypnotiseurin.

 

Die Psychologin fragte: “Was machst du, wenn die Leute in Trance sind, und es dann erst raus kommt, dass das Problem, das sie heute haben (z.B. Essstörung), auf Grund von sexuellem Missbrauch entstand? Schickst du die Leute dann zum Psychologen?”

 

 

 

Während ich ihr diese Frage beantwortet habe, sind mir plötzlich Zusammenhänge aufgefallen.

 

 

 

Wir erleben Situationen als Kinder und verknüpfen vermeintliche Zusammenhänge, weil wir versuchen die Welt zu verstehen und lernen wollen, in Zukunft unangenehme Gefühle zu vermeiden. Nur als Kinder haben wir eine wesentlich eingeschränktere Perspektive als heute. Nur wissen wir das zu dem Zeitpunkt halt nicht, wenn wir unseren neuen Glauben “ah, so ist das also” als vermeintlichen “Fakt” abspeichern. Aber dieser “Fakt” ist selbst heute noch der Referenzpunkt des Unterbewusstseins, wenn wir die selben Gefühle heute wieder fühlen.

 

 

 

Nehmen wir dieses konkrete Beispiel des sexuellen Missbrauchs:

 

 

 

Nehmen wir mal an, das 6 jährige Mädchen wird von ihrem erwachsenen Onkel zu sexuellen Handlungen gebracht. Das Mädchen spürt, dass irgendwas nicht richtig ist, und fragt sich warum das passiert und wie sie die Gefühle von Verwirrung, Schmerz, Hilflosigkeit vermeiden kann.

 

 

 

Danach hat der Onkel natürlich Angst, dass sie es jemandem sagt und er – da er sich ja völlig bewusst ist, dass er hier etwas strafbares gemacht hat – möchte die Konsequenzen der Tat vermeiden.

 

 

 

Er versucht nun also logischer Weise das Mädchen zu überzeugen, dass die ganze Sache ihre Schuld war.

 

Ich kann mir vorstellen, dass er Sätze wie folgende sagt:

 

“Nur weil DU so süß/schön bist, hast DU mich dazu gebracht, diese Dinge zu tun, du bist schuld”

 

 

 

Als Kind lerne ich also möglicherweise folgenden Zusammenhang: “wenn ich schön bin, fühle ich Schuld, Scham, Schmerz, Verwirrung und Hilflosigkeit” und die durchaus logische Konsequenz aus dieser limitierten Perspektive ist “wenn ich hässlich bin, dann bin ich sicher”

 

Und wenn das Kind diesen Satz als “Fakt” in seinem Unterbewusstsein abgespeichert hat, auch wenn Jahre später der Erwachsene sich daran nicht mehr erinnert, wirkt sich dieser Satz sich in seinem Leben aus. Zum Beispiel in einer Essstörung.

 

Jedes Mal nun, wenn der Erwachsene Schuld, Scham, Schmerz, Verwirrung und Hilflosigkeit fühlt, da kickt dessen Unterbewusstsein ein und sagt: “Warte, das haben wir schonmal erlebt, lass mich kurz nachschlagen, was damals die Lösung war. Ah ja, ‘wenn ich hässlich bin, dann bin ich sicher.’”

 

 

 

Deshalb entwickelt der Erwachsene z.B. diese ungeheure Lust auf Süßes und futtert sich noch ein Kilo an. Auch wenn er bewusst weiß, dass das irrsinnig ist, aber solange dieser Satz als Referenzpunkt im Unterbewusstsein gespeichert ist, solange wirkt er sich in unserem Leben aus.

 

 

 

Der Onkel könnte zudem noch diesen Satz gesagt haben: “Mama wird dich nicht mehr lieben können, wenn sie davon erfährt, wenn du es ihr sagst, steckst du in großen Schwierigkeiten” Daraus kann das Kind folgern:

 

“wenn ich jemanden um Hilfe bitte, werde ich nicht mehr geliebt” Abgespeichert wird nun die vermeintlich logische Konsequenz “ich muss es alleine Schaffen. Wenn ich um Hilfe bitte, bin ich in großen Schwierigkeiten. Ich darf mir nicht helfen lassen” Im erwachsenen Leben könnte sich dieser (Irr-)Glaube z.B. als Burnout, Fatigue oder Bandscheibenvorfall auswirken.

 

 

 

Es ist nicht der sexuelle Missbrauch, der zu diesen Problemen im erwachsenen Alter führt, sondern die fälschliche Schlussfolgerung, die wir selbst damals als “Fakt” abgespeichert haben.

 

 

 

Vielleicht geht der Onkel sogar soweit, dass er blufft und sagt “wenn du nicht tust, was ich sage, dann werde ich es deiner Mama erzählen, dann wird sie wissen, dass DU Schande über die ganze Familie bringst!”

 

Was das Kind daraus ableiten kann, ist paradox. Denn das Kind könnte nun sogar Dankbarkeit fühlen, denn, mit jedem Tag, der vergeht, und er es NICHT der Mama erzählt, ist es in Sicherheit vor dem vermeintlich “Schlimmerem”. Das Kind könnte nun also schlussfolgern:

 

“Es fühlt sich so an, als hätte er mein Leben und mein Wohlbefinden in der Hand und ich bin so dankbar, dass er mich nicht ins offene Messer laufen lässt.”

 

Also könnte die folgerbare Konsequenz z.B. sein, dass das Kind folgenden Referenzsatz als “Fakt” abspeichert: “ich muss den, der mir Schmerzen bereitet schützen und ihm dankbar sein, dann bin ich sicher.”

 

Gibt es erwachsene Frauen, die in Beziehungen geschlagen werden und es schön reden, verleugnen und bei diesem Mann bleiben, weil genau ein Satz wie dieser unterbewusst wirkt?

 

 

 

Genau deshalb, schicke ich keinen zum Psychologen, sondern helfe der Person im Trance Zustand, auf das Geschehen mit den Augen des Erwachsenen zu sehen und die Situation durch die Augen eines Erwachsenen neu zu bewerten um einen anderen Referenzsatz und andere Gefühle zu dieser Situation abzuspeichern. Denn solange der alte Referenzsatz wirkt, solange haben wir Probleme im Leben, die wir nicht wollen.

 

 

 

Und ich sage hier definitiv nicht, dass jeder, der Probleme im Leben hat, sexuellen Missbrauch oder ähnliches erlebt hat.

 

Aus dem simplen Märchen von Schneewittchen kann ein Kind den Gedanken abspeichern: “Wenn ich zu schön bin, dann bin ich in Gefahr” und dadurch den selben Referenzsatz: “wenn ich hässlich bin, bin ich sicher” als “Fakt” abspeichern.

 

 

 

Und weils so wichtig ist, schreib ich es zum Schluss nochmal: Nicht das, was uns geschehen ist (so unfair es auch war), ist der Auslöser zu unseren heutigen Problemen, sondern die Schlussfolgerung die wir selbst als vermeintlichen Fakt daraus abgespeichert haben, weil wir eine limitierte Perspektive auf die Dinge hatten. Und das gibt uns selbst die Macht, jedes Problem selbst zu ändern, indem wir (u.a. mit der Hilfe eines Hypnotherapeuten) die Perspektive, die das Kind damals hatte, erweitern und einen neuen Referenzsatz abzuspeichern.