Was Indien einem Deutschen beibringen kann

 

Selbstverständlich verwandelt sich in Dankbarkeit.

 

War ich jemals dankbar für meine Dusche zu Hause? Oder war ich vielleicht manchmal sogar verärgert und sagte “wie kann man nur eine Glaswand hier haben, wo jeder Wasserspritzer sich zu einem Kalkfleck verwandelt? Wie unpraktisch. Und jetzt ist auch noch der Spiegel angelaufen und ich kann nichts sehen, aber wenn ich das Fenster aufmache, dann wirds mir zu kalt...”

 

Hier in Indien dreh ich die Dusche auf und es kommt manchmal kaltes Wasser, manchmal gar kein Wasser raus. Es gibt Eimer gefüllt mit Wasser, die man sich über den Kopf schüttet an Tagen, wenn kein Wasser aus der Dusche kommt. Ich bin dankbar für die Tage, wenn Wasser rauskommt und ich bin dankbar für den Eimer, an Tagen, wenn kein Wasser raus kommt.

 

Plötzlich scheinen Gründe um zu meckern und zu jammern so zweitrangig.

 

Mir fällt das Sprichwort: “Weniger ist of mehr” Es macht Sinn.

 

 

 

Akzeptanz und go with the flow

 

Gestern wurden wir zu Bob, dem Musiker eingeladen. um 19 Uhr kommen Zigeuner und sie machen zusammen mit Bob Musik. 6 Deutsche und 2 andere Inder kamen. um 20:30 fingen Bob und die Jungs von der Küche an, Essen zu machen und wir bekamen alle Essen um 22 Uhr. Die Zigeuner sind immer noch nicht aufgetaucht und um 23 Uhr sagte Bob, jetzt ist es zu spät um Musik zu machen, wegen den Nachbarn.

 

Mittlerweile weiß ich, dass es in Indien normal ist, wenn jemand was zusagt, dass es deshalb noch lange nicht so sein muss. Ich bin also schon ziemlich geübt in Akzeptanz. Carsten, der allerdings neu in Indien ist, war total verärgert. “Ich werde jetzt zu Bob gehen und ihm meine Meinung sagen, das geht doch mal gar nicht, dass man zur Musik bestellt wird und dann keine Musik spielt!”

 

Was “geht” und was “echt gar nicht geht”, “richtig” und “falsch” sind keine in Gesetz gemeißelte Sachen. Es sind gesellschaftliche und kulturelle Richtlinien, die von Gesellschaft zu Gesellschaft und von Kultur zu Kultur unterschiedlich sind.

 

Bringt es was, der indischen Kultur die deutschen Richtlinien aufdrücken zu wollen?

 

Kann man sagen, meine Kultur ist besser als deine und du musst dich mir anpassen?

 

Kann anders besser oder schlechter sein oder ist anders einfach nur anders?

 

Oder kann man Indien Indien sein lassen und es in seiner Andersartigkeit akzeptieren?

 

Ist man nicht genau deshalb von Deutschland nach Indien gekommen um etwas anderes sehen und zu erfahren?

 

 

 

Ja, es war keine Musik da, aber was da war, war ein netter unterhaltsamer Abend und kostenloses Essen. Wenn man sich auf das was nicht da ist, konzentriert wird man verärgert, wenn man sich auf das was da ist konzentriert, ist man dankbar. Beides existiert zu jeder Zeit nebeneinander, wir können unser Gefühl aber selber bestimmen, je nach dem worauf wir unseren Fokus lenken.

 

 

 

Und gleichzeitig denke ich, je mehr ich mich daran gewöhne, dass, das was gesagt wird, nicht zwangsläufig so sein muss, umso leichter kann ich meine eigenen Glaubenssätze hinterfragen.