Der Mangel an Trostessen

 

Seit einer Woche bin ich nun in meinem Workaway in Indien. Die ganze Woche war ich ziemlich down und so langsam erkenne ich die Faktoren.

 

 

Definitiv Nummer 1: Essen. Wir bekommen 3x täglich veganes, glutenfreies, zuckerfreies Essen, Wasser und Tee.

 

Kein Kaffee, kein Kuchen, keine Früchte von Schokolade ganz zu schweigen.

 

Wenn man bedenkt, dass ich mich hauptsächlich von Milchprodukten, weißem Mehl und weißem Zucker, viel Fett und täglich Schokolade ernährte… kann ich mir vorstellen, dass Entzugserscheinungen das Stimmungstief verursachen.

 

 

Ich telefoniere mit meiner Freundin Carola und jammere. Ja, ich jammere, ich kann es selber nicht glauben, offensichtlich katapultiert der Entzug mich zurück in mein Reptilienhirn!

 

Gott sei Dank hat Carola die selbe “keine-Jammer-Politik” wie ich sie normalerweise habe und sagt: Stefanie, was für ein Geschenk! Du bist 4 Monate in Indien und dein ganzer Körper kann sich an dieses Essen gewöhnen! Wenn du zurück kommst, bist du geheilt! Dann liebst du das gesunde Essen und willst von dem anderen Zeug gar nichts mehr wissen!

 

 

Nummer 2: meine eigenen Erwartungen. Alle andern Workaways waren bis jetzt communities, mit ca 10 volunteers, da war immer was los, immer wer da, mit dem man was machen konnte. Vor allem in dem letzten Ort, in Dänemark. Hier sind nur Sara und ich. Und Sara liest gerne ihr Buch.. Die anderen Angestellten sind Inder, die die Abende unter sich verbringen. Während ich in der anderen Community ein Teil des Ganzen war und mich zugehörig fühlte, bin ich hier ziemlich einsam. Und ich hab nicht einmal Schokolade um mich darüber hinweg zu trösten!

 

Auch diese Argumentation hat mir Carola nicht durchgehen lassen: Stefanie! Sie doch nur die Möglichkeiten. An welchem anderen Ort bist du so abgeschieden, dass du die Chance hast, dich selbst kennenzulernen! Ohne Ablenkung von Anderen. Dich 4 Monate kennen und lieben zu lernen.

 

 

 

Vernünftige Ratschläge sind total frustrierend, denn ich merke, dass ich eigentlich lieber Sympathie hätte.

 

Aber das Endziel ist ja, Happiness, Zufriedenheit und Glück in JEDER Situation.

 

Und Sympathie bringt mich dort nicht hin. Carolas vernünftige Ratschläge annehmen aber schon.

 

Es ist wie Fitnessstudio für die Seele. Das Workout ist anstrengend, aber wenn man den gewünschten Effekt haben möchte, muss man sich durch quälen.

 

Oder nicht? Ich hab 4 Monate Zeit um mir zu überlegen, ob es nicht einen einfacheren Weg gibt.

 

 

 

Im Hier und Jetzt leben. Wenn ich total im Moment wäre, wäre ich dankbar für Essen. Der Mangel an Schokolade kommt mir nur in den Sinn weil ich mich an vergangene Zeiten erinnere, als ich Schokolade hatte. Genauso mit der Gemeinschaft in Dänemark. Das ist Vergangenheit, nur weil ich die Vergangenheit mit dem jetzigen Moment vergleiche, bin ich traurig und empfinde Mangel.

 

 

 

Sichtweise: In Dänemark wollte ich Meer, Palmen und Strand und sehnte mich nach Indien. Hier habe ich das alles und jetzt sehne ich mich nach der Gemeinschaft von Dänemark. Der einzige gemeinsame Nenner bin ich, der Hornochse. Hätte ich mich in Dänemark auf das konzentriert was ich habe: eine tolle Gemeinschaft, dann wär ich glücklich gewesen. Würde ich mich in Indien darauf konzentrieren, was ich habe: Meer, Palmen, Strand, dann könnte ich auch glücklich sein.

 

 

 

Also Fazit: ich arbeite daran, im Moment zu leben und dankbar zu sein für alles, das ich jetzt habe, anstatt mich auf Dinge zu konzentrieren, die ich nicht habe. Denn grundsätzlich habe ich eine ganze Menge.

 

Meer, Palmen, Strand, Wärme, tropisches Klima, Internet, 3 Mahlzeiten am Tag, Trinkwasser…