Drei Monate ohne Einkommen und ein kontinuierlich sinkender Kontostand und ich beobachte mein Hirn, wie es paranoid wird.
Ich mache mir immer mehr Sorgen um Geld. Und wer mich kennt, der wird jetzt laut raus lachen, denn ich bin die Person, die immer sagt:
Wenn du ein Problem hast, das du lösen kannst, musst du dir keine Sorgen machen, denn du kannst es lösen. Wenn du ein Problem hast, das du nicht lösen kannst, musst du dir auch keine Sorgen machen, denn du kannst eh nichts ändern. Also ist es in jedem Fall eine Zeit und Energieverschwendung sich Sorgen zu machen.
Zweitens fange ich an, Leuten Dinge zu unterstellen. Zum Beispiel hat mir meine Bank eine Nachricht im Online Banking geschrieben, dass meine Adresse wohl nicht mehr stimmt, ich soll bitte meine aktuelle Adresse angeben. Sofort habe ich geglaubt, dass die Leute von dem Haus, wo ich gemeldet bin, meinen Namen vom Briefkasten entfernt haben, ohne mir was davon zu sagen.
Zugegeben, dieser Gedanke wär mir immer gekommen, aber normalerweise hätte ich meine Lieblingsfrage gestellt: Wie kann man es anders sehen? Was kann es sonst noch bedeuten? Weil die These, die ich aufgestellt habe, ist eine von vielen Möglichkeiten. Eine Interpretation, keine Wahrnehmung. Doch mein Hirn glaubte, das sei die einzige Schlussfolgerung, bis meine Freundin Rosie sagte, dass diese Leute das nie machen würden und ich völlig daneben liege. Erst dann hab ich gesehen, dass meine EC Karte abgelaufen ist und gefolgert, dass die Bank wohl eine Neue geschickt hat, die ich nicht freigeschalten habe, oder so.
Und drittens zuckt mein linkes Augenlied.
Ich bin der lebende Beweis, dass es Menschen krank und oder verrückt macht, wenn das Bedürfnis nach Sicherheit nicht ausreichend erfüllt ist.
Ich hatte am Anfang meiner Reise einen Blogartikel über Sicherheit geschrieben. Den hab ich nun gerade nochmal gelesen. Da stehen echt weise Dinge drin, aber als ich die geschrieben habe, war mein Kontostand auch noch doppelt so hoch, wie jetzt. Und wenn das Hirn Existenzängste hat, geht alle Weisheit anscheinend flöten! Also es am Besten gar nicht so weit kommen lassen und definitiv immer als “Verrückten Onkel” behandeln und jeden Gedanken hinterfragen, ob er wahr oder interpretiert ist.
Ich finde das alles wahnsinnig interessant und bin gespannt, wie das alles weiter geht.
Heute schreibe ich einen neuen Satz auf die Liste der positiven Affirmationen, die ich mir jeden Morgen vorlese:
Bis jetzt habe ich jeden Tag meines Lebens überlebt, egal was war, ich habe immer einen Weg gefunden und deshalb ist die Prognose wahrscheinlich, dass ich auch in Zukunft einen Weg finden werde.
