Die Halloweenparty

 

Seit ich hier in Himmelbjergetgarden bin, hatte ich die Idee, eine Halloweenparty zu organisieren. Auf dem Grundstück des Inspirational Centers sind 14 Häuser und eines davon ist noch nicht renoviert und eine totale Bruchbude. Optimal für eine Halloweenparty!

 

Ich fragte unseren Koordinator Sakshin ob wir eine Party machen können und er sagte, ja, aber nur wenn er keine Arbeit damit hat. No Problemo. Als ich die Bruchbude als Location vorschlug, stieß ich nur auf Ablehnung. Es hat keine Heizung, keiner will da hin gehn, zu dreckig…. Aber das sind alles Gründe, die mich doch nicht abhalten. Ich ging also nach Feierabend öfter dort hin, um schon mal grob aufzuräumen und entdeckte dabei Plastiktüten mit verrotteten Pilzen darin.

 

Eines Abends fragte ich Sakshin ob er da Pilze züchtet und er sagte, dass die Bruchbude Anfang das Jahres an Pilzzüchter vermietet wurde, aber sie hörten auf, die Miete zu zahlen und kamen auch nicht mehr wieder.

 

Als ich gestern wieder hinging um dort weiter zu putzen, war die Tür von innen verrammelt und ich konnte nicht mehr in das Haus. Die anderen Fenster und Türen waren von vornherein schon barrikadiert.

 

Mh. Mein erster Gedanke: Sakshin! “er hätte mir ja auch sagen können, dass wir die Party in einem der anderen Häuser machen sollen” Einfach so die Tür versperren, ohne was zu sagen, ist ja echt scheiße.

   

Die Welt ist dein Spiegel, sagt Byron Katie (und der Betz und alle anderen vermutlich auch)

 

  Ich überlege. Gut, ich hab ja auch angefangen die Party in dem Haus zu planen ohne jemanden zu fragen oder jemandem Bescheid zu sagen. Vielleicht hat es die anderen genauso vor den Kopf gestoßen, wie mich die verrammelte Tür. Die ganzen Argumente, nicht dieses Haus zu nutzen sind an mir abgeprallt und eine verrammelte Tür ist vermutlich der effektivste und schnellste Weg - vielleicht sogar der Einzige - mich zu stoppen. Mh. Ich sehe den Spiegel und bin peinlich berührt.

   

Als ich in unser Haus kam traf ich Sakshin und ich dachte mir, ich spreche es einfach offen an.

 

“Das Bruchbudenhaus ist von innen verbarrikadiert”

 

“Seit wann?” war seine Antwort.

 

"Irgendwann zwischen Samstag und heute. Wie bist du da wieder rausgekommen?”

 

“Man kann einen Holzklotz aufstellen und mit dem Tür-zumachen umstoßen, dann verbarrikadiert es von innen, ist aber nicht wirklich fest.”

 

“Nein, es ist wirklich fest und ich hab durch den Spalt im Fenster geschaut, es sieht nicht so aus, als käme man da von außen ran.”

 

“Vielleicht sind die Pilzzüchter zurückgekommen”

 

Ich sage nichts dazu.

 

“Ich glaube auch, dass niemand gerne in dieses Haus gegangen wäre” sagt er weiter, als ich nicht mehr antwortete

 

Allein dieser letzte Satz überzeugt mich schon, dass er es war. Pilzzüchter, ja klar. Lügner. Ich gehe spazieren, um meinen Kopf frei zu bekommen und komme am überdachten Lagerfeuer Platz vorbei. Und sehe glasklar, dass das eine bessere Partylocation wäre. Voll gemütlich, viel mehr Platz als im Bruchbudenhaus und mit der Möglichkeit Feuer zu machen. Perfekt für Halloween. Ich bin plötzlich dankbar, dass die Tür verbarrikadiert war. Doch in mir grummelt es, weil er mich angelogen hat.

 

Heute arbeiten wir an dem Haus neben dem Bruchbudenhaus. Wir sehen zwei, mir fremde Männer, die Sachen aus dem Bruchbudenhaus heraustragen, durch eine verbarrikadierte Seitentür, die man offensichtlich mit einem Schlüssel aufsperren kann. “Schau, die Pilzzüchter holen ihre Sachen ab” sagt Sakshin, “anscheinend haben sie bemerkt, dass du da drin warst und haben deshalb die andere Türe verbarrikadiert”.

 

Ich war so davon überzeugt, dass er es war, weil er die Party nicht in dem Haus haben wollte, dass ich keine andere Möglichkeit angenommen hatte. Und ich überlege gerade, ob "die Party nicht in dem Haus haben wollte" die Wirklichkeit oder eine Interpretation von mir ist. Wie oft interpretieren wir Situationen und halten sie für wirklich?

 

Was glaube ich sonst alles noch, was nicht so ist? Wie kann man Situationen auch anders bewerten? Was kann es sonst noch bedeuten? Hinterfragen, hinterfragen, hinterfragen.