Wann macht's klick? Das Interesse am anderen Geschlecht

 

Im Hostel in Valencia. Der Norweger checkt in unser Zimmer. “Uh, hot” denke ich, was er sich dachte, weiß ich nicht, aber wir haben uns sofort super unterhalten. Kein Smalltalk, wir sind gleich rein in die Themen, über die man - wenn überhaupt - mit langjährigen Freunden spricht. Als wir Gute Nacht sagten, fragte er ob wir morgen zusammen frühstücken. Wir verbrachten einen Tag zusammen am Strand und abends spielten wir mit ein paar anderen Karten in der Rooftopbar. Neben ihm sitzt Alice.

 

Als er um halb 2 Uhr morgens wieder ins Zimmer kommt erzählte er: Anfangs fand ich Alice so furchtbar. Sie sagte ständig “pretty” das hat genervt und ich dachte “eh, not interested” Aber dann haben wir über Musik gesprochen und sie hat exakt den gleichen Musikgeschmack wie ich! Liebt dieselben Lieder von den selben alternativen Bands. Ich hab jetzt sogar eine Playlist gemacht, die Alice heißt, mit Musik, die sie mir empfohlen hat.” Das glückselige Lächeln in seinem Gesicht lässt mich schmunzeln.

 

 

Was muss passieren, um von “ich finde jemanden nervig” zu “ich bin sowas von interessiert” zu gelangen?

 

 

Lustiger weise habe ich erst letzte Woche in Hamburg mit Jan über das selbe Thema gesprochen.

 

Er erzählte mir von “war halt mit ner Bekannten Kaffee trinken” Die hat dann an genau den “richtigen” Stellen gelacht und war bei vielem genau seiner Meinung. und plötzlich war Interesse seinerseits da, wo vorher keins war.

 

 

Warum ist das so?

 

 

Wenn ich an meinen Arbeitskollegen denke, den ich super nervig fand und ab dem Tag, als er sagte, dass Tony Robbins sein großes Vorbild ist, war ich hin und weg von ihm.

 

 

Was ist plötzlich anders?

 

 

Ich war schon auf vielen Seminaren, hab dort andere Männer getroffen, die Tony Robbins gut fanden, das hat nie was geändert.

Ich finde das Thema spannend und der Wunsch es zu verstehen ist groß.

Also erstmal alle 3 Beispiele auf den gemeinsamen Nenner runterbrechen.

 

 

“Vom anderen bestätigt sein, angenommen sein in einem Lebensthema, das einem selber wichtig ist.”

 

stell ich mal die erste These auf. Jan bringt noch ein weiteres Detail ein:

 

 

Der andere muss - wie beim Poker - nicht nur mitziehen, sondern auch noch was drauflegen.

 

Also quasi “ich finde es toll wer du bist, und wenn du noch mehr von dem wärst, der du bist, dann fände ich das noch toller”

 

 

Wenn mit das jemand spiegelt, ist mein Bedürfnis nach Significance erfüllt – denn wenn mich jemand toll findet, wie ich bin und sogar noch mehr vom selben wollen würde, dann macht mich das wichtig, bedeutend. bestätigt. Und gleichzeitig gibt es mir Sicherheit, dass ich so, wie ich bin in Ordnung bin! Gemeinsamkeiten verbindet Leute, also ist auch das Bedürfnis nach Verbindung erfüllt – und da es ja nicht mit jedem passiert, auch noch mein Bedürfnis nach Abwechslung. Und schwupp sind alle 4 Grundbedürfnisse auf einmal erfüllt. Und wenn das der Fall ist, bekommen wir ein gutes Gefühl (also eigentlich 4 gute Gefühle – für jedes erfüllte Bedürfnis eines) und wir projizieren den Ursprung dieser positiven Gefühls-kommulation auf unseren Gegenüber (bringen sie also nicht mit der Erfüllung unserer Grundbedürfnisse in Verbindung) und denken “das muss Liebe sein”

 

 

Jan schaut traurig. “Wenn man das versteht, dann verliert die Liebe ihre ganze Magie, wie in Zaubertrick, den man durchschaut”

 

Keine Sorge, Jan, wie schon erwähnt, hab ich schon andere Männer getroffen, die Tony Robbins gut fanden und da hat sich nie was geändert – es gibt dazu noch einen Elefanten im Raum, den wir grad noch nicht sehen.

 

Irgendwas muss gleichzeitig noch passieren, dass es klick macht.

 

 

Meine Vermutung ist: All die Bedürfnisse müssen in dem Moment ziemlich unerfüllt sein, damit uns der Voher-Nacher-Unterschied so drastisch auffällt. Ich weiß ja nicht, wies dir geht – aber wenn ich nur so durchschnittlich drauf bin (also wenn meine Bedürfnisse nicht alle erfüllt sind), fällt mir das nicht auf. Erst dann, wenn ich sau gut drauf bin, fällt mir auf, dass es sich jetzt besser anfühlt, als davor, dann kapier ich erst rückwirkend, dass ich davor nicht so gut drauf war.

 

Also Jan, hier hast du deinen Magic Moment wieder, den du nicht bewusst herbeiführen kannst, weil du in dem Moment nicht kapierst, dass du in dem Moment bist, in dem es dich treffen kann.